Singerhof, Steinfeld

Singerhof, Steinfeld

Kärnten, 2022 - 2023

Durchgeführte Leistungen:

  • Bauforschung
  • Bestandsaufnahme

Objektgeschichte:

Die Marktgemeinde Steinfeld im oberen Drautal war im 16. Jahrhundert ein Zentrum des Silberabbaus. Aus dieser Zeit beherbergt der Ort mehrere stattliche Anwesen.

Eines dieser Anwesen ist der sogenannte „Singerhof“. Das heute bestehende Gebäude ist stilistisch in die Spätgotik um 1500 zu datieren. Der namensgebende Eigentümer Georg Singer war von 1552-1578 Oberbergmeister in Obervellach.

Die erste Bauphase nimmt ein spätmittelalterlicher Wohnturm im Bereich des süd-östlichen Gebäudeecks ein. An den verputzten Oberflächen der Innenwände im Bereich des vermuteten Wohnturms wurden sehr alte Putzoberflächenfragmente gefunden, die vermutlich im Spätmittelalter aufgebracht wurden.

In der zweiten Bauphase Ende des 15. Jahrhunderts bzw. um 1500 wurde im Wesentlichen der Wohnturm zum heute noch bestehenden Volumen ausgebaut, lediglich die Raumkubatur im Südwesten dürfte in einer dritten Phase ergänzt worden sein. Im heutigen Dachgeschoß entstand eine neue Etage, die sowohl Wohn- und Verteidigungszwecken diente.

Im südöstlichen Dachgeschoß, oberhalb des Wohnturmes, befinden sich Nischen mit Wandpfeilern, die als Zinnen beschrieben werden können. Sie dürften der Verteidigung gedient haben. Sie sind an der Südseite noch in voller Höhe vorhanden und wurden an der Ostseite im Zuge der Errichtung des Satteldaches zum Kniestock eingekürzt.

In der dritten Bauphase wurde nun der Raumkomplex im süd-westlichen Bereich ergänzt, wodurch das heutige Gebäude seine endgültige Kubatur erhielt. Es deutet viel darauf hin, dass diese Veränderungen in der Zeit Georg Singers in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Im Raum 0.07 wurde mittels Dünnschliff ein Paket von 83 Kalkfassungen befundet, was darauf hindeutet, dass die Wand bereits vor 400-500 Jahren entstanden ist.

Im Vestibül wurde an den Schildwänden Grisaillemalerei mit Landschaftsdarstellungen restauratorisch befundet, welche vermutlich im Barock entstanden ist. Die Malereien wurden im 20. Jahrhundert übermalt.

Das auf den ersten Blick sehr einheitliche Erscheinungsbild des Anwesens stellt ein gutes Beispiel für die Entwicklungsgeschichte eines spätmittelalterlichen Anwesens dar, das den Bedürfnissen der neuen Epoche des 16. Jahrhunderts angepasst wurde. Durch die wirtschaftliche Rezession der Region in den darauffolgenden Jahrhunderten konnte sich hier ein Kleinod der spätmittelalterlichen Bautradition erhalten, dessen noch lesbare Strukturen im Dachgeschoß besonders hervorzuheben sind.

Fassadendekoration
Vestibül mit Gewölbe
Dachgeschoß mit Zinnenausbildung
Grissailemalerei
Farbpaket mit 83 Kalkfassungen
Süd-östlicher Turm mit Schindeldeckung
Schießscharte im südöstlichen Gartenturm