Landschloss Ort, Gmunden

Landschloss Ort, Gmunden

Oberösterreich, 2018-2019

Durchgeführte Leistungen:

  • Bauhistorische Untersuchung / Bauforschung
  • Baugenetische Bestandserhebung
  • Dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls

Objektgeschichte:

Die erste urkundliche Erwähnung der Herrschaft Ort ist aus dem Jahre 1039 überliefert. In der Urkunde wird ein Herr von Ort erwähnt, der in Gefolgschaft des Markgrafen Wilhelm II. von Steier auftritt. Das Seeschloss selbst wird um 1100 erwähnt und als landesfürstliches Lehen beschrieben. Die Herren von Ort waren nach wie vor als Ministerialien im Dienst der Markgrafen von Steier.
Als 1244 der letzte männliche Nachkomme der Herren von Ort starb, wird es als landesfürstliches Lehen weitergegeben.
Kaiser Ferdinand II. hatte unter anderem durch den dreißigjährigen Krieg hohe Schulden bei Herzog Maximilian von Bayern. Der bayrische Herzog bekam als Pfand das Land ob der Enns und somit auch Gmunden. Er setzte als Statthalter Adam Graf von Herberstorff ein, dieser brachte ab 1625 die Herrschaft Ort in seinen Besitz. Graf Herberstorff war im Kampf gegen die Bauernaufstände ein wichtiger Mann auf Seiten des Kaisers. Er veranlasste unter anderem die grausamen Würfelspiele unter der Linde am Haushamerfeld zu Frankenburg. Als nun die Bauern am 26. Mai 1626 Gmunden einnahmen, rächten sie sich bei Herberstorff und brannten die Herrschaft Ort nieder. Nachdem die aufständischen Bauern wiederum besiegt werden konnten, übertrug Kaiser Ferdinand II. als Belohnung die Herrschaft Ort als freies Eigen an Herberstorff . Die Herrschaft wurde auch zur Grafschaft erhoben. Graf Adam von Herberstorff baute nicht nur das Seeschloss wieder auf, er ließ auch den Maierhof gegenüber als modernen Vierkanter völlig neu errichten.
Am 5. 11. 1869 kaufte Marie Antoinette Erzherzogin von Toskana das Landschloss Ort. Laut dem Situationsplan der dem Kaufvertrag beigelegt wurde, waren bei diesem Kauf weder das „Stöckl“ noch das Seeschloss inbegriffen.

Im Jahre 1876 übergab die Erzherzogin das Landschloss ihrem Sohn Erzherzog Johann Salvator von Österreich, Prinz von Toskana. Dieser kaufte 1879 auch das Seeschloss Ort. Laut Grundbucheintrag wurde das „Stöckl“ am 21.12.1876 von Erzherzog Johann Salvator (der sich in Zukunft nur noch Johann von Ort nennt) erworben. Johann von Ort wollte aus dem Maier- und Verwaltungshof ein repräsentatives Schloss machen, das zum Treffpunkt seiner großen Familie werden sollte. Entsprechend umfangreich waren seine Umbauten. Aus diesem Grund erwarb er aus Schloss Neuscharnstein renaissancezeitliche Ausstattungselemente.

Nachdem Johann von Ort Ende des 19. Jahrhunderts verscholl, wurde er 1911 für Tod erklärt. Daraufhin wurden seine Besitztümer dem Hause Habsburg zurückgeführt und das gesamte Mobiliar und die mobile Ausstattung in Berlin versteigert.
Kaiser Franz Joseph errichtete im Schloss eine Stiftung für ein Jugendheim „Hubertus“.
1956 kam das Anwesen offiziell unter die Bundesgebäudeverwaltung der Republik Österreich.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde eine forstliche Fachschule in das Objekt eingebracht, hierfür wurden zahlreiche Adaptierungen vorgenommen, vor allem im 1. Stock wurden Internatsräume eingebaut.

Projektverlauf:

Nun soll das Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden, wodurch eine umfangreiche Bauforschung durchgeführt wurde. Im Zuge dessen wurde auch eine dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls (BOKU Wien) vorgenommen, die den Stuhl als ein Produkt des 19. Jahrhunderts einordnete. Es konnte nachgewiesen werden, dass vor dem Umbau durch Johann von Ort, das Gebäude als großer Maierhof für das Seeschloss Ort diente und neben der landwirtschaftlichen Nutzung auch Wohnungen für die Bediensteten barg.

Nordansicht des Schlosses.
Der Innenhof mit dem Wappenzyklus von Johann von Ort.
Die prunkvolle Holzdecke stammt großteils aus dem Schloss Scharnstein. Johann von Ort ließ sie in den neu entstandenen Festsaal einbauen.
Die Holzverkleidung des Raumes wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts neu hergestellt.
Die Ausstattung der Stube stammt mehrheitlich aus dem Schloss Scharnstein.
Prunkvolles Portal des Festsaales aus dem 19. Jahrhundert.
Renaissancetürausstattung aus Schloss Scharnstein wurden im Schloss eingebaut.
Bauphasenplan des Erdgeschoßes.