Villa Toscana, Gmunden

Villa Toscana, Gmunden

Oberösterreich, 2019-2020

Durchgeführte Leistungen:

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Baugenetische Bestandserhebung
  • Fassadenbefundung

Objektgeschichte:

Die Villa Toscana steht heute mit dem Kongresszentrum in enger Verbindung. Sie ist auf einer leichten Anhöhe der Gmundner Traunsee Halbinsel positioniert. Das Kongresszentrum ordnet sich der historischen Kubatur im Norden unter. In der ursprünglichen Intention sollte die Villa als solitärer Bau in Mitten eines romantischen englischen Landschaftsgartens stehen.

Bereits 1869 reichte Erzherzogin Maria Antonia von Toskana Pläne für einen Neubau ein. Die Pläne des im klassischen Stil der griechischen Antike und einer palladinischen Villa gehaltenen Zentralbaus wurden von den Baumeistern Markus Weghaupth und Josef Machan signiert. Josef Machan übernahm auch die Bauleitung. Gestaltet wurde der Bau jedoch vom jüngsten Sohn Erzherzog Johann Salvator, der erst 17 jährige ließ sich in Wien vom Architekten Ernst Ziller in der Architektur unterrichten (1864- 1868), der ihm auch beim Entwurf der Villa half. Ernst Ziller war einer der prägendsten Architekten für den Ausbau der neu gegründeten griechischen Hauptstadt Athen.

Diese erste Ausführung dürfte den klimatischen Bedingungen nicht standgehalten haben, sodass bereits um 1880 die Villa verändert wurde. Man erneuerte die gesamte Dachkonstruktion: Dem nun steilen Walmdach wurde ein turmähnlicher Aufbau aufgesetzt, der von einer umlaufenden Fensterreihe durchbrochen ist. An allen vier Seiten wurden drei Fensterachsen breite, geschweifte Giebel eingeschnitten. Dem ursprünglich der klassischen Antike verpflichtenden Äußeren wurde mit dem Dachaufbau eine verspielte, an das Rokoko denkende Stilform entgegengestellt.

Erzherzogin Maria Antonia von Toskana wohnte bis zu ihren Tod im Jahre 1898 in der Villa. Ihr jüngster Sohn Johann Salvator, dem sie die Villa vermachte, war seit 1890 im Atlantik vermisst. Bis zu seiner offiziellen Todeserklärung 1911 musste das Erbe für ihn verfügbar gehalten werden. So verfiel die Villa in einen Dornröschenschlaf bis sie 1913 von Margarethe Stonborough, geb. Wittgenstein gekauft wurde. Margarethe Stonborough widmete sich nun der Neugestaltung der stark verwahrlosten Villa. Sie ließ sie im Sinne der Sezession und Wiener Werkstätte restaurieren. Mit Architekten Rudolf Perco (aus dem Kreise Otto Wagners) begann sie in einer sehr kreativen Zusammenarbeit die Villa umzugestalten. Die Zusammenarbeit begann im Frühjahr 1914 und dauerte bis in die Jahre 1922-23.

1975 wurde sie vom Land Oberösterreich angekauft.

Wegen einer möglichen neuen Nutzung durch ein neu geplantes Hotelprojekt im Landschloß Ort nebenan wurde eine baugenetische Untersuchung notwendig.

Atrium - Blick ins 1. Obergeschoß
die Biliothek wurde von Margarethe Stonborough, geb. Wittgenstein eingebaut.
Der Festsaal ist mit Gemälden vom Historienmaler Christian
Griepenkerl ausgestattet.
Der Turmaufbau im oberen Geschoß.
Im 2. Obergschoß ließ Margarethe Stonborough fantasievolle Decken einbauen.
Eine weitere Deckenkonstruktion im 2. Obergschoß von Margarethe Stonborough entworfen.